Silikone – das omnipräsente Skincare Mythos

Sind Silikone Schädlich?

Neulich habe ich irgendwo im Internet den folgenden Satz gelesen: “Du bist schwanger und verwendest Pflege mit Silikonen? Das schadet doch dem Baby!” 

Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie weit sich bestimmte Skincare Mythen inzwischen etabliert haben. Wenn man immer wieder hört und liest, wie schädlich Silikone sind, wird es irgendwann zur Wahrheit. Und diese fest sitzende Meinung zu verändern, ist äußerst schwierig.

Silikone, welche in Hautpflegeprodukten zugelassen sind, sind nicht nur unschädlich. Vielmehr üben sie in Pflegeformulierungen eine Reihe von unterschiedlichen, wichtigen Funktionen. Dazu gleich weiter unten.

Silikone – die gegenargumente

Silikone sind nicht “natürlich”.

Das stimmt und ist zugleich kein Grund dafür, Silikone in Hautpflege völlig zu verwerfen. “Natürlich” ist nicht immer besser. In Bezug auf Hautpflege ist “natürlich” sogar oft mit “reizend” gleichgesetzt – diverse Pflanzenextrakte und Bestandteile von ätherischen Ölen sind durchaus natürlich, dafür jedoch reizend. Silikone haben hingegen einen sehr geringen Reizpotenzial und gelten als äußerst mild für die Haut.

Silikone lassen die Haut nicht atmen.

Unsere Haut muss aber auch nicht atmen! Die Haut wird mit dem Sauerstoff durch das Blut versorgt. Für diese Argumentation ist wahrscheinlich eine Vorstellung von Silikonen verantwortlich, welche unsere Fensterrahmen abdichten. Doch das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhen! Und die Kritiker bzw. Verfechter von Naturkosmetik, welche sich diesem Argument bedienen, sind sich dessen hoffentlich bewusst. 

Es gibt Silikone, die eine abdichtende Rolle in Hautpflege spielen, wie etwa Dimeticon. Dennoch gibt es auch sog. flüchtige Silikone, welchen ein leichtes Hautgefühl zu verdanken ist. Bei einer fettigen Haut ist eine hohe Konzentration von Dimeticon nicht empfehlenswert. Dieses wird einer trockenen Haut hingegen zu Gute kommen. Flüchtige Silikone sind wiederum ein Gottessegen für ölige Häute….  Menschen mit einer fettigen Haut werden auch froh zu erfahren, dass einige Silikone den Sebumausfluss absorbieren und daher sehr günstig in Hautpflege für eine tagsüber stark nachfettende Haut sind.

Silikone versus Öle

Oft kommt das Argument vor, dass Pflanzenöle in Hautpflege viel wertvoller als Silikone sind. Demnach wären Silikone für die Haut kaum nützlich, während Pflanzenöle sie mit Nährstoffen und Vitaminen versorgten. 

Pflanzenöle in Cremes und Seren können in der Tat sehr wertvoll sein. Einige Öle enthalten etwa einen hohen Anteil an Vitaminen: etwa Hagebuttenöl ist reich an Vitamin A und das Sanddornöl an Vitamin C. Andere Öle enthalten hingegen besonders viel Fettsäure, welche unseren hauteigenen Fettsäuren gleichen: So sind etwa Nachtkerzen- und Distelöle reich an Linolsäure. 

Daher ist der Einsatz von Pflanzenölen in Hautpflege zu begrüßen. Dabei muss jedoch angemerkt sein, dass die Menge an etwa Linolsäure oder Vitamine in Hautölen viel niedriger ist als man das bei synthetisch hergestellten Linolsäure und Vitaminen erreichen kann.  

Pflanzenöle sollten somit als Ergänzung und nicht Ersatz für synthetisch hergestellte hauteigene Lipide (Fettsäure, Ceramide und Cholesterol) oder Vitamine gelten, wollen wir eine höhere Konzentration in unseren Pflegeprodukten erreichen. Hauteigene Lipide in Hautpflege sind deshalb von Bedeutung, weil sie die hauteigenen Lipide in der Wirkung nachahmen, sich in die Lücken auf der Hautbarriere einfügen und diese schließen.  Wenn man somit eine Gesichtscreme mit Linolsäure, Ceramiden und Cholesterol auf der einen Seite und Silikonen oder nur Pflanzenölen auf der anderen Seite zur Wahl hat, sollte die erste Creme als wertvoller betrachtet werden. 

Doch das Konflikt: Silikone versus Öle in Hautpflege ist künstlich geschaffen. Diese Frage muss sich gar nicht stellen, da es für beide Inhaltsstoffe-Gruppen Platz in Hautpflege gibt.

Bei der Auswahl einer Sonnencreme ist der Einsatz von Silikonen zum Beispiel sehr zu begrüßen, weil sie zur Stabilität und Effektivität der Schutzprodukte beitragen. Mehr dazu weiter unten. 

Silikone versus Naturkosmetik

Insgesamt lässt sich zu Silikonen in Hautpflege Folgendes sagen:

Die Ablehnung von Silikonen in Hautpflegemitteln resultiert meist aus Unwissenheit und einer falschen Vorstellung darüber, dass industriell verwendete Silikonen den Silikonenarten in Hautpflege gleich zu setzen sind. 

Es gibt jedoch nicht “die” Silikone, sondern eine Reihe von unterschiedlichen Typen von Silikonen. Einige davon spielen in Hautpflege eine wichtige Rolle – das zeigen insbesondere Formulierungen von Sonnenschutzprodukten, wo Silikone die UV-Schutzwirkung erhöhen können, wodurch wiederum die Konzentration von UV-Filtern reduziert werden kann. 

Die wachsende Tendez dazu, nur “natürliche” Inhaltsstoffe in Hautpflege zu zu lassen, ist absolut in Ordnung, solange diese für die Haut nachweislich mild sind. Dies soll allerdings im Umkehrschluß nicht dazu führen, alle Inhaltsstoffe, die synthetisch hergestellt werden bzw. welche in der Natur nicht vorkommen, zu verteufeln. Besonders Menschen mit einer sehr empfindlichen Haut, welche Pflegeprodukte mit vielen Pflanzenextrakten nicht tolerieren, Silikone in deren Cremes und Seren begrüßen werden. 

Silikone sind übrigens vegan. 🙂

1 thought on “Silikone in Hautpflege – DAS OMNIPRÄSENTE SKINCARE MYTHOS”

  1. Haben Silikone (außer die oben erwähnte D4 und D5) einen negativeren Einfluss auf die Umwelt, als andere Kosmetik-Inhaltsstoffe?

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